Mini-PC
- 7 Minuten - 1305 WörterIm Juni/Juli 2021 habe ich mich entschlossen, einen neuen PC zu kaufen. Eigentlich bin ich ja mit meinem lenovo X201-Notebook zufrieden, aber man muss bedenken, dass das Gerät etwa 10 Jahre alt ist und obwohl es für die meisten Einsatzzwecke ausreichend ist, so ist z.B. die Hardwarebeschleunigung beim Abspielen von Full-HD-Videos zu schwachbrüstig: es ruckelt (bis 720p ist alles flüssig abspielbar). Da ich in letzter Zeit einige Videos bearbeitet habe und diese wenigstens in ebendieser Auflösung (720p!) exportieren wollte, stieß ich an die Grenzen, bei den meine Geduld nicht mehr mitspielte (Export mit < Echtzeit, also weniger als 25 fps).
Das neue Gerät basiert auf einem Barebone von ASRock: DeskMini X300.1 Darin habe ich
- einen AMD Ryzen 5 4650G (6 Kerne + SMT 2, eingebaute Vega-Grafik),
- 32 GB DDR4-3200 SO-DIMM (Corsair Vengeance CL22 Dual Kit (2x16 GB)),
- eine 500 GB Crucial P1 NVMe M.2-PCIe-SSD
- und – abweichend vom mitgelieferten AMD-Wraith-Lüfter – einen Noctua NH-L9a-Kühler verbaut.
Da ich in der Vergangenheit sehr gern AMD-CPUs verwendet habe (im Detail weiter unten beschrieben), dann aber das gebrauchte Notebook mit Intels Core i5 erstanden habe, wurde es wieder Zeit zur Rückkehr zu AMD. Zumal die aktuellen CPUs wieder sehr gute Performance bei relativ sparsamen Betrieb und moderaten Preisen bieten.
Auf der SSD wurde umgehend ubuntu Linux 20.04 installiert und es stellte sich heraus dass das System nicht stabil lief: nach dem Start eines Terminals oder Browsers fror das System ein. Abhilfe brachten zwei Dinge:
- UEFI-Update auf die Version 1.70 und
- Installation aller Updates (inkl. Kernelupdate auf Version 5.11)
Nachdem diese Anlaufschwierigkeiten gemeistert waren, habe ich ein Backup meines Home-Ordners (mittels storeBackupRestore
) eingespielt und konnte quasi sofort da weitermachen, wo ich beim Zeitpunkt des Backups aufgehört habe (in diesem Fall also fast an der gleichen Stelle). Das Einspielen des Backups war auch über die USB 3.2 Gen1-Schnittstelle deutlich schneller, als das Backup über USB 2.0 :-)
Einziger Nachteil des Barebones: es unterstützt (offiziell) des S3-Ruhemodus (Suspend-to-RAM) nicht. Hoffentlich wird das mit einem UEFI-Update nachgerüstet. Da das System aber in ca. 25 Sekunden bis Login-Screen bootet, ist es kein großes Problem, den PC heunterzufahren.
Update: 2024-04-29
Es gibt eine einzige UEFI-Version (1.80E (Beta!) siehe Warnung unten!), die den S3-Standby-Modus unterstützt. Diese wird allerdings (offiziell) nicht mehr vom Hersteller zum Download angeboten, der Downloadlink wurde entfernt, aber die Daten liegen immer noch auf dem ASRock-Server ;-) Es ist auch möglich, von einer – versehentlichen oder in der Hoffnung, dass S3 in einer neuen Version doch noch unterützt wird durchgeführten – neueren installierten Version auf diese ältere herunterzustufen, indem man sie einfach „darüberinstalliert”.
Lt. Aussage in einem Forum wird die offizielle Unterstützung des S3-Modus nicht in künftige Versionen eingebaut, da damit weitere Probleme zusammenhingen.
[kleines Update 2025-01-04]
Im o.g. Forum wird auf eine aktuellere UEFI-BIOS-Version 2.00.SL01 verwiesen, die „(…) die neueste Version von AGESA für AM4 enthält, AGESA Combo V2 PI 1.2.0.Cc, die die große Sicherheitslücke „SMM Lock Bypass“ behebt, die alle Ryzen CPUs/APUs bis zur »Zen3«-Architektur betrifft.“.
Der Zusatz SL01 bedeutet wohl, dass es eine Version ist, die testweise die Unterstützung für den S3-Schlafmodus enthält – und dieser funktioniert tatsächlich (im Gegensatz zur „finalen“ Version 2.10). Somit ist das Update aus Sicherheitsgründen zu empfehlen.
Auch wenn die besagte (Beta)-Version bei mir (und anscheinend anderen Nutzern) stabil funktionierte und es in unregelmäßigen Zeitabständen neue Versionen zum Download gibt, wird mit einem Warnhinweis davon abgeraten, das UEFI bei stabil laufendem Systemzu aktualisieren.
Es sei hiermit anzumerken, dass ich keinerlei Verantwortung oder Garantie übernehme, falls bei einem Update etwas schief geht oder das System nicht startet oder gar der UEFI/BIOS-Baustein oder das Mainboard beschädigt werden.
Schrecksekunden beim Upgrade des Systems
Mittlerweile habe ich das ubuntu-System auf die Version 22.04 LTS aktualisiert, was mir einen Moment des Schreckens beschert hat: im Laufe des Upgrade-Prozesses wurde in der Konsole die Bitte vom (bereits aktualisierten) dbus (Programmbibliothek zur Interprozesskommunikation) nach einem Neustart gefragt. Der Upgradeprozess schien zu hängen, nach einigen Minuten habe ich in einem zweiten Konsolenfenster tatsächlich den reboot ausgelöst, nach welchem das System nicht mehr booten wollte :-(
Zum Glück funktionierte das Booten mit einem älteren Kernel, damit habe ich nach dem Fehler gesucht und einen tatsächlichen Bugreport gefunden. Was bei mir funktionierte war das Booten in den Recovery-Modus, in der Konsole die dpkg-Reparatur und – nach einem weiteren Reboot – dieselbe Reparatur wie auch im Bugreport empfohlen sudo dpkg --configure -a
und anschließend etwa 5 bis 10 Minuten Geduld. Der Prozess „entblockierte sich“, das Upgrade lief weiter durch und jetzt ist alles OK.
Fazit
Mit dem DeskMini kann man ein schön kompaktes, mit dem oben erwähnten Lüfter, ein sehr leises und dennoch leistungsfähiges System aufzubauen. Der hier eingebaute Prozessor ist mit den sechs Kernen (und SMT) sowie der eingebauten Grafikeinheit leistungsfähig: das oben erwähnte Encodieren eines 1280x720-Videos läuft dank Hardware-Beschleunigung mit ca. 120 fps also etwa 4 bis 5mal schneller als mit dem Notebook und dem dort verbauten intel Core i5-520M-Prozessor.
Historisches
Jetzt noch kurz zur Vergangenheit: hier eine Auflistung (aus dem Kopf, evtl. etwas ungenau) über meine bisherigen PCs:
- (etwa 1993): HP Vectra 486/25VL mit intel i486SX 25 MHz, 4 MB RAM und 160 MB HDD und passendem 14"-Monitor sowie Tastatur und Maus.
Ich kann mich erinnern, dass ich das Netzteil bei HP auf Garantie/Kulanz habe austauschen lassen; nur das Paket per UPS zu HP musste ich bezahlen und das war für mich als Schüler unglaublich teuer (sowas wie 50 DM).
- aufgerüstet mittels einer freien CPU-Fassung (!) mit einem i486DX2/66 MHz und weiteren 4 MB RAM Infos zum Mainboard
- betrieben mit Windows 3.11
- dann ein gebrauchter/zusammengebauter PC mit einem intel Pentium 90 MHz und einer 1 GB (!) SCSI-Festplatte, die zuerst an einem ISA-SCSI-Controller hing, der so lahm war, dass die Initialisierung der Platte zu einem Glückspiel wurde (es war euch eine winzige System-IDE-HDD eingebaut, von der Windows startete); Aufgerüstet mit einem Adaptec-PCI-SCSI-Controller war der Speicherplatz endlich vernünftig nutzbar
- danach mein erster im Geschäft gekaufter neuer PC: es war aber ein “Hinterhof-Laden”, den es kurz danach nicht mehr gab; ich erinnere mich nur an die On-Board-Grafik (oder Chipsatzgrafik, sofern es so etwas schon gab) von S3, für die es keine Treiber für das damals aktuelle Windows 95C gab. Die CPU war ein Modell von AMD (K6 233 MHz)
- Dann der erste von einigen PCs, die ich bei PC-Store & More in Düsseldorf-Flingern (mittlerweile umgezogen) zusammengestellt habe: AMD K6-2/400 MHz, berühmte IBM Deskstar/Deathstar-Festplatte mit satten 30 GB Platz und (kann mich nicht genau erinnern) der damals sehr hochwertigen, obwohl nicht spieletauglichen Grafikkarte Matrox Millennium G200
- Dann wieder ein PC-Store&More-PC mit AMD Athlon Thunderbird 1,2 GHz, 2 oder 4 GB RAM und Matrox Millennium G550-Grafik
- und schließlich – 2008 zusammengestellt – AMD Athlon X2 5050e mit 8 GB RAM, 500 GB-HDD (WD Green) und zuerst nur On-Board/Chipsatz-Grafik, später nachgerüstet mit einer AMD HD 7500-Grafikkarte mit passiver Kühlung sowie einer 100GB-System-SSD von Crucial
- Parallelinstallation (“Dual-Boot”) von Windows XP und später Windows 7 sowie ubuntu-Linux
- Notebook lenovo X201 mit Intel Core i5-520M-CPU (2-Core mit HyperThreading), 8 GB RAM, und 320 GB-Festplatte, die dann durch eine 250 GB-SSD – ebenfalls von Crucial – ausgetauscht wurde). Das Notebook läuft mit einem 9-Zellen-Akku (der hinten etwas heraussteht) etwa 3-4 Stunden, unter hoher Last entsprechend kürzer; das Display ist mit 1200x800 px klein, aber in der Größe von 12,1 Zoll ausreichend. Das Limit am Arbeitsspeicher von 8 GB beschränkt etwas die Vielseitigkeit, dennoch konnte ich zeitweise ein (virtuelles) Windows mit zugewiesenen 4 GB RAM betreiben. Verkauft wurde das Gerät mit einer Windows 7-Installation, ich habe deren Partition verkleinert und zusätzlich ubuntu-Linux (es dürfte 12.04 LTS “Precise Pangolin” gewesen sein). Dieses System begleitet mich mit Upgrades auf die jeweils aktuelle LTS-Version (also jetzt 20.04.3 LTS “Focal Fossa”) seitdem. Der Platz, den Windows belegte wurde recht bald komplett an das Linux-System vergeben (die SSD fasst “nur” 240 GB) und stattdessen wurde Windows in eine VM (die übrigens deutlich weniger Platz belegt) verfrachtet.